MAZ vom 20. März 2007
Theatergruppe Buntspecht stellt ihr neues Stück vor
Text und Foto: Andrea Keil
RANGSDORF – Unterstützt vom Instrumentalensemble der Evangelischen Kirchengemeinde Rangsdorf feierte die Theatergruppe Buntspecht der Kreisvolkshochschule Teltow-Fläming mit ihrem Stück „Das Spiel von Macht und Liebe“ frei nach Marie Luise Kaschnitz‘ Hörspiel „Caterina Cornaro“ in der Rangsdorfer Dorfkirche Premiere.
Die Unvereinbarkeit von Liebe und Staatsräson ist Thema vieler dramatischer Stoffe. Doch während Les-sings Emilia Galotti sich verzweifelt ins Messer wirft und Hebbels Agnes Bernauer ob ihrer unstandesgemäßen Hochzeit als Hexe in der Donau ertränkt wird, widerfährt Marie Luise Kaschnitz‘ Heldin Caterina Cornaro ein vergleichsweise gnädiges Schicksal.
Venezianisches Maskenspiel der Theatergruppe Buntspecht: Pietro (Fabian Frenzel) und Alfonso (Konrad Gronke) üben sich in barocken Minnegesängen vor der Dame.
Welches, wird nicht verraten. Nur so viel: Als Opfer eiskalt kalkulierter Heiratspolitik zu Gunsten der ehrgeizigen Expansionspolitik der Dogenrepublik Venedig wird die junge Partriziertochter an den schwächlichen König von Zypern verschachert, um nach dessen Tod den ererbten Besitz dem Venedig des 15. Jahrhunderts zum Geschenk machen zu können. Alles verläuft zunächst nach Plan des Rates von Venedig. Der Tod des Königs von Zypern sowie der ihres gerade erst geborenen Sohnes lässt sich durch die zweifelhafte Kunst der Ärzte beschleunigen. Allerdings hat der Große Rat nicht geplant, dass Caterina den Verlust ihres Mannes und ihres Kindes schnell verschmerzt und sich in die Arme von Alfonso wirft, dem Sohn des Königs von Neapel, Venedigs mächtigstem Feind… Vordergründig spielt zwar Catarina Cornaro, dargestellt von Joelle Schmidtke, die Hauptrolle des Kaschnitz’schen Stoffes. Der wahre Held des Stückes, der Dichter, hält es jedoch wie die Einwohner Venedigs beim Karneval tun: er verbirgt sich hinter glitzernden, venezianischen Masken. Bravourös mimten Fabian Frenzel als Kammerdiener Pietro und Konrad Gronke als Alfonso jeweils den inkognito seiner Geliebten nachstellenden Francesco Petrarca, jenen berühmten Renaissance-Dichterfürsten, der mit seinen unzähligen Sonetten in feinster Minnesang-Tradition seine unerreichbare Geliebte Laura hofierte und dem Marie Luise Kaschnitz mit ihrem Werk eine Hommage schrieb.
Weitere Aufführungen finden statt am Sonnabend, dem 24. März, um 19.30 Uhr im Saal der Grünen Passage in Blankenfelde und am Sonntag, dem 25. März, um 18 Uhr in der evangelischen Kirche in Rangsdorf.
Zu „Spiel von Macht und Liebe“, MAZ vom 20. März
„Man ist dabei gewesen“
Ich möchte an dieser Stelle ergänzend ein paar Worte zur künstlerischen Umsetzung sagen. Die Freude daran war am nicht enden wollenden Beifall der Zuschauer wie an deren Reaktion während der Vorstellung spürbar.
Von den Darstellern gingen sowohl Impulse zum Mitdenken wie zur emotionalen Identifikation aus. Beziehungen und Konflikte wurden lebendig.
Schon der Einstieg , die Betrachtung der Landkarte; die unterschiedliche Position von Lehrerin (Leila Busack) , klug aber nicht überheblich und Caterina (Joelle Schmidtke, jung und zielbewusst) weckte Spannung. Die setzte sich fort in der Szene zwischen der Königin Caterina und ihrer Kammerfrau Vincenza (Theresa Penndorf).
Deren Körperhaltung und Gesicht drücken die warmherzige Fürsorge für das Kind Caterinas aus, das springt über, so dass sich Caterina nicht dem mütterlichen Gefühl entziehen kann. Sie nimmt den kleinen Sohn auf den Arm, der Wandel in ihrem Verhalten ist überzeugend. Ebenso anrührend die Liebesbeziehung zwischen Alfonso als Schäfer (Konrad Gronke).
Wie er den Arm der Geliebten zartfühlend streichelt, das Ohr, die Wange – und ach der Kuss möchte man mit Fausts Gretchen sagen. Glaubwürdig, liebenswerte Jugend. Aber auch die Ratsherren tun ihr Bestes, im doppelten Sinne: für die Dogenrepublik Venedig einerseits und in der differenzierten Gestaltung ihrer Rollen. Das ist stimmig!
Fabian Frenzel wurde in der Rezension schon erwähnt. Man kann dem nur zustimmen, als Liebhaber und Dichter hat er seinen besonderen Charme und Vincenza als Partnerin nicht minder.
Dass die grazile Tänzerin (Simone Wandtke) am Schluss dem Fest noch einen besonderen Akzent gab, sollte nicht unerwähnt bleiben, mir schien, sie schwebte ein paar Zentimeter über der Erde. Und die Musik hat mich nicht nur durch ihren Klang und Sang in eine besondere Stimmung versetzt, ihr Engagement für das Spiel der Schauspieler war so deutlich, dass man sagen möchte, Eine wunderbare Einheit.
Nicht unerwähnt kann aber bleiben, dass der Regisseur Eike Mewes, der Inszenierung mit Laien mit seiner künstlerisch-pädagogischen Arbeit die poetische Qualität des Stückes in der Inszenierung zum Klingen gebracht hat. Glück gehabt! Man ist dabei gewesen -bei der Aufführung jedenfalls.
Käthe Vogeler-Seelig, Rangsdorf