Ein Verein für das kulturelle Leben
Sie wollen im kulturellen Leben ihrer Gemeinde etwas bewegen, die Mitglieder des Rangsdorfer Kulturvereins. Dabei werden sind sie inzwischen schon recht professionell geworden, sagt der Vereinsvorsitzende Detlef Schlüpen. Für das Programm in der Kulturscheune melden sich mittlerweile die Agenturen von selbst.
Rangsdorf. Freitagabend, die Scheune ist voll. Das ist Musik in den Ohren von Detlef Schlüpen. Er ist der Vorsitzende des Rangsdorfer Kulturvereins, der die Kulturscheune im Ort betreibt. Bei der Gründung des Vereins 2007 gab es ein klares Ziel. „Wir wollen im kulturellen Leben etwas in Rangsdorf bewegen“, sagt er. Seit 2012 ist er Vorsitzender. Die Gemeinde honoriert das Engagement. Jährlich schießt sie etwas hinzu. Auch das Bühnenequipment wird immer professioneller. Der Fonds der Mittelbrandenburgischen Sparkasse hat neue Scheinwerfer ermöglicht. Seit zwei Jahren ist die Kulturscheune endgültig zum Zimmertheater ausgebaut, wie Schlüpen sagt. Einen Beamer hat die Raiffeisen Bank gesponsert. Mittlerweile sei die „Phase des Selbstmachens vorüber“, sagt er.
Kulturscheune hat guten Ruf als Veranstaltungsort
Als Veranstaltungsort genießt die Kulturscheune einen guten Ruf unter den Kulturschaffenden. Verstärkt würden Agenturen auf den Kulturverein zukommen. Selbst das Management von Nina Hagen habe einmal für ein Konzert angefragt. „Wir haben geantwortet, dass wir nur 72 Plätze haben“, erzählt Schlüpen. Die beiden Säulen im Programm des Kulturvereins bilden der Kultursommer und der Theaterherbst. Der Kultursommer ist jetzt im siebten Jahr.
Oft Berliner Theatergruppen zu Gast
Oft gastieren Berliner Theatergruppen, die musikalisch und komödiantisch das Publikum auf ihre Seite ziehen. Wie am Freitagabend die Berliner Gruppe „Wilde Witwer“ mit ihrem Programm „Freie Bahn dem Seitensprung.“ Da ist etwa der ehrenrührige Geschäftsmann, der per Fax seiner 54-jährigen Ehefrau mitteilt, sie solle sich keine Sorgen machen, dass er erst um Mitternacht komme. Er vergnüge sich im Hotel mit der 18-jährigen Sekretärin. Und die Antwort der Ehefrau: Sie erinnert ihren Mann daran, dass auch er 54 Jahre alt sei und sie mit ihrem 18-jährigen Tennislehrer bis zum nächsten Morgen ausbleibe. Denn: „Wie du weißt, 18 geht öfter in 54, als 54 in 18.“ Neben handfesten Zoten bot der Tenor Robert Streit die musikalische Resonanz. Der dritte Frühling wurde in Chansons der 20er und 30er Jahre gefeiert, mit Titeln wie „Ich bin so scharf auf Erika“ oder „So ein Kuß kommt von allein.“
Stück von Gerhard Hauptmann im Herbst
Eike Mewes, der die Künstler nach Rangsdorf holt, hat noch gute Kontakte zu Berliner Schauspielern. Er selbst ist Regisseur der hauseigenen Theatergruppe „Buntspechte“ und war Spielleiter am Berliner Schillertheater. Im Theaterherbst wird Gerhard Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“ gespielt. Ein Stück, das in der Urfassung vier Stunden dauert. „Ich habe zwei Rollen gestrichen“, erklärt Mewes. Das neueste Projekt ist eine Aufführung des „Kleinen Prinzen.“ Auch mit dem Rangsdorfer Gymnasium werden Theaterprojekte gestaltet.
Verein betreibt auch Geschichtswerkstatt
Zudem betreibt der Verein eine Geschichtswerkstatt. Deren Koordinator ist Thomas Witt. „Unser Ziel ist es, dass wir jährlich einen Band herausbringen“, sagt Witt. Auch über den Widerstandskämpfer Georg Alexander Hansen gibt es ein Sachbuch. Sein Haus in Rangsdorf diente oft konspirativen Treffen für die Umsturzpläne des 20. Juli 1944. Zuletzt erschien der Band „Die Schranke war zu“. Witt hat eigene Erlebnisse und Zeitzeugenberichte zu der beliebten Rangsdorfer Ausrede rund um die geschlossene Schranke gesammelt, die gefühlt fast immer unten war. Die Idee dazu kam sofort, als das letzte Mal die Schranke runtergegangen sei, berichtet Witt. Schwierig war es allerdings, ein Foto des Bahnhäuschens zu finden. Schließlich kam er an eine Dokumentation des ORB aus dem Jahr 1991, die nicht einmal mehr im Archiv des Landes aufgefunden wurde.
Von Krischan Orth
Detlef Schlüpen, Vorsitzender Kulturverein Rangsdorf (3.v.l.), mit den Künstlern der Gruppe „Wilde Witwer“ aus Berlin
Bild Krischan Orth